Zeittafel zur Stadtgeschichte von Fritzlar
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Vorwort
Zu den wertvollsten Schätzen, die Fritzlar besitzt, zählt seine bewegte 1300-jährige Geschichte. Fritzlar erlebte ereignisreiche und wechselvolle Zeiten.
Bonifatius, der angelsächsische Missionar und Erzbischof, fällte im Schutz der fränkischen Grenzfestigung Büraburg die dem germanischen Gott Donar geweihte Eiche. Aus deren Holz baute er ein Bethaus und gründete ein Benediktinerkloster. Die Entstehung der Siedlung Fritzlar geht auf das Wirken von Bonifatius zurück.
Mit Reichstagen, Synoden, einer Königserhebung und Aufenthalten der deutschen Kaiser und Könige erlangte Fritzlar historische Bedeutung im fränkischen Reich und bei der Entstehung und Entwicklung des heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Unter König Heinrich IV. wurde Fritzlar zu einer Mainzer Exklave in Hessen.
In den folgenden Jahrhunderten ist die Geschichte der Stadt durch die Zugehörigkeit zum Kurfürstentum und Erzbistum Mainz geprägt. Die expansive Territorialpolitik der Erzbischöfe und Kurfürsten führte zu militärischen Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von Thüringen und Hessen.
Bedeutendstes Bauwerk der Stadt ist noch heute die imposante vierschiffige, romanisch-gotische Basilika St. Peter. Sie zeugt von der herausragenden Stellung von Fritzlar im Mittelalter.
Die Kurfürsten ließen Fritzlar zu einem Mainzer Stützpunkt ausbauen. Fritzlar wurde zur befestigten, wehrhaften Stadt.
Wirtschaftliches Wohlergehen erlangte Fritzlar im 13. und 14. Jahrhundert. Der Handel mit Wolle, Tuch und Getreide florierte. Die Michaelsbruderschaft betrieb Fernhandel bis Flandern und Russland.
Reformation und Gegenreformation führten im 16. Jahrhundert zu Unruhen und Vertreibungen.
Vom Ersten und Zweiten Weltkrieg blieb Fritzlar weitgehend verschont. Die historische Bausubstanz überstand unversehrt.
Im 20. Jahrhundert entwickelt sich Fritzlar zu einem wirtschaftlichen Mittelzentrum im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.
Die Zeittafeln geben eine Übersicht und Einblicke in die Geschichte der Dom- und Kaiserstadt, die man bei einem Besuch des Stadtmuseums und bei Stadtführungen vertiefen kann.
Tafel 1: 919 nach Christus bis Ende des 13. Jahrhunderts
919
König Heinrich I. (876 - 936)

Sachsenherzog Heinrich wurde auf Empfehlung seines Vorgängers König Konrad I. (881 - 918) in Fritzlar von Sachsen und Franken zum König der Ostfranken erhoben, eine Handlung von historischer Tragweite.
Aufsehen erregte damals, dass Heinrich I. auf Krönung und Salbung durch Erzbischof Heriger von Mainz (+927) verzichtete.
Heriger erkannte das Königtum dennoch an.
Um 1005
Umwandlung des Benediktinerklosters in das freiere Chorherrenstift St. Peter

Das Stift wurde von einem Probst und nicht mehr von einem Abt geleitet.
Die Chorherren lebten der Ehelosigkeit verpflichtet ein Leben lang in einem eigenen Hausstand, den sogenannten Kurien.
Ende des 14. Jahrhunderts wurden 18 Kurien schriftlich erwähnt.
Viele Chorherren waren als akademische Lehrer bis 1803 am St. Peter-Stift tätig.
Die abgebildete Kurie in der Fischgasse wurde um 1400 erbaut.
Das Stift wurde 1803 aufgelöst.
Um 1066
Fritzlar kommt in Mainzer Besitz

Unter König Heinrich dem IV. (1050 - 1106) kam Fritzlar aus dem Reichsbesitz an das Erzbistum Mainz.
Der erst 16-jährige Heinrich IV. erkrankte in Fritzlar schwer. Am Krankenlager stand ihm Erzbischof Siegfried I. von Mainz (+1084) bei.
Es wird vermutet, dass der junge König nach seiner Genesung den Beistand mit der Schenkung an Mainz vergolten hat.
Juni 1079
Legaten des Papstes verhandeln in Fritzlar

Die päpstlichen Gesandten verhandelten in Fritzlar mit den Vertretern des Königs Heinrich IV. und des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden erfolglos.
Der Investiturstreit (1076 - 1122) wr eine Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst um das Recht der Amtseinsetzung von Geistlichen.
König Heinrich IV. fügte sich Papst Gregor VII. nicht. Dieser verhängt den Bann. Die Fürsten verweigerten Heinrich die Gefolgschaft.
Im Winter 1077 zog Heinrich nach Canossa. Er zeigte Reue und unterwarf sich dem Papst. Der Investiturstreit endete 1122 mit der Einigung von Papst Calix III. und Kaiser Heinrich V. im Wormser Konkordat.
Sommer 1079
Die zweite Zerstörung Fritzlars
durch Rudolf von Rheinfelden

Nach vergeblichen Verhandlungen zwischen den Widersachern stellte sich Erzbischof Siegfried I. von Mainz (+1084) auf die Seite des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden.
König Heinrich IV. entzog dem Mainzer alle Rechte in Fritzlar. Damit wurde Fritzlar für Rudolf eine feindliche Stadt, die er vollkommen zerstörte.
Heinrich konnte fliehen.

Die Radierung (Bernhard Rode 1781) zeigt den schwer verwundeten Rudolf von Rheinfelden, der in der Schlacht von Hohenmölsen 1080 von Heinrich IV. besiegt wurde. Ihm wurde die Hand abgeschlagen, mit der er einst Heinrich IV. die Treue geschworen hatte.
Die Bronzegrabplatte im Merseburger Dom zeigt den Gegenkönig mit Bügelkrone, Reichsapfel und Zepter
1085 - 1118
Erste Bauphase Basilika St. Peter

Wormser Bauleute errichteten eine große, flachgedeckte dreischiffige Basilika mit Querhäusern und einem gerade abgeschlossenen Chor.
Quadratische Nebenchöre mit halbrunden Apsiden wurden dem Chor am Ende der Bauzeit angefügt.
Von diesem romanischen Bauwerk sind große Teile noch im heutigen Dom erhalten.
Ab 1100
Mittelalterliche Stadtbefestigung

Fritzlar wurde als Mainzer Exklave zu einem Eckpfeiler der erzbischöflichen Territorialpolitik
Mainz förderte Fritzlar und baute es zu einem militärischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt aus. Dadurch gerieten die Erzbischöfe und späteren Kurfürsten zunehmend in Konflikt mit den thüringisch-hessischen Landgrafen. Militärische Auseinandersetzungen waren die Folge.
Im Zuge dieser Entwicklung wurde Fritzlar ab dem 12. Jahrhundert mit einer Ringmauer mit Toren und Wehrtürmen befestigt.
Im 14. Jahrhundert errichtete man an den Gemarkungsgrenzen von Fritzlar insgesamt sieben Warten als Beobachtungsposten.
Im 15. Jahrhundert war die Fritzlarer Stadtbefestigung eine eindrucksvolle und starke Wehranlage:
- Länge der Stadtmauer 2,5 km
- Sieben Tortürme
- 23 Wehrtürme
- Sieben befestigte Warten im Vorfeld der Stadt
- Trockengräben vor der Stadtmauer zur Stärkung der gefährdeten Nordseite
Während des Siebenjährigen Krieges wurden die Wehranlagen abgetragen (1761-1762).
Heute sind noch erhalten:
- Teile der Stadtmauer ca. 2,5 km
- 9 Wehrtürme, darunter der "Graue Turm"
- 5 Warten
1109
Vogt- und Rathaus zu Fritzlar

Im Vogthaus des Erzbistums Mainz hielt der Vogt jährlich drei Tage lang Gericht.
1266 wurde das Amt des Bürgermeisters eingesetzt, das Vogthaus wurde zum Rathaus.
Es gilt als eines der ältesten Amtshäuser von Deutschland.
1118
Norbert von Xanten (1085 - 1134)
in der Synode in Fritzlar

Mehreren Quellen zufolge warf ihm die Amtskirche vor, ohne Auftrag zu predigen und sich nicht standesgemäß zu verhalten, weil er Kritik am Lebenswandel des Klerus übte.
Vor dem päpstlichen Legaten Kuno von Präneste verteidigte er sich erfolgreich.
In Prémontré, Frankreich, stiftete er den Prämonstratenser-Orden.
1126 wurde er zum Erzbischof von Magdeburg berufen.
Tafel 2: 1308 bis 1821
1308
Heilig-Geist-Kapelle und
Hospital am Mühlengraben

Die Stadt Fritzlar errichtete 1308 vor der Stadtmauer am fließenden Gewässer, dem Mühlengraben, ein städtisches Hospital (Pflegeeinrichtung) mit einer Kapelle.
Während der Reformation predigte Jost Runke für die Protestanten in dieser Kirche.
Das Hospital wurde 1824 in das aufgehobene Minoritenkloster an der Evangelischen Stadtkirche verlegt.
Daraus entwickelte sich das heutige Krankenhaus "Hospital zum Heiligen Geist"
Tafel 3: 1866 bis 1974
1866
Preußen annektiert Kurhessen

Nach dem Deutschen Krieg (1866) fällt Kurhessen und damit Fritzlar an Preußen.
Seitdem ist Fritzlar Garnisonsstadt.
Auf einer Ansichtskarte von 1898 sind Fritzlarer Artilleristen bei einer Gefechtsübung abgebildet.
Tafel 4: 1975 bis 2025
1975
Schulstadt Fritzlar

Schulen spielen eine wichtige Rolle in Fritzlar. Bereits im 8. Jahrhundert errichtetet Abt Wigbert (670 - 746) eine Klosterschule als Ausbildungsstätte für den geistlichen Nachwuchs.
In den letzten Jahrhunderten entwickelte sich Fritzlar zu einem bedeutenden Schulstandort mit einem breiten Bildungsangebot.
Die Abbildung zeigt die ehemalige Königliche Präparandenanstalt.
Bis 1921 wurden darin Studenten für das Studium am katholischen Lehrerseminar in Fulda vorbereitet.
Heute werden hier Kinder und Jugendliche in der "Schule am Dom" unterrichtet.